Rezensionen · Selfpublisher and Indie · Thriller/Krimis

Rezension „Und Dein Leben, Dein Leben“ von Magret Kindermann ★★★★

Eine beklemmende, spannende und zugleich philosophische Novelle.

Dieses Buch habe ich von Janna von KeJas-Blogbuch geschenkt bekommen. Es stand zwar auf meiner Wunschliste, da ich deutschsprachige SP-Autoren immer im Visier habe, doch anhand des Klappentextes hätte ich mir doch noch etwas Zeit mit dem Kauf gelassen. Dieser sagt im Grunde nicht wirklich etwas über die Handlung aus und da bin ich, trotz mancher positiver Rezensionen, ja doch immer etwas vorsichtig. Mann, was für ein Verlust wäre dies gewesen! Aber lest selbst….

© Pink Anemone

In jedem schlummert das Böse

»Du bist Schriftstellerin. Dann orchestriere meinen Mord doch fiktiv. Wie würdest du es machen, mh?«
Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück.
»Es ist ganz leicht«, sagte er. »Man muss nur wissen, wie. Schau.« Er nahm ihre Hand und legte sie sanft auf seine pochende Halsschlagader. Er schwitzte leicht. Mit sanftem Druck führte er sie zu seinem Herzen….(Klappentext)

© Pink Anemone

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„Doch die Perversion ist in uns verankert, in uns allen.
Sie können sich einen Anzug, eine Fliege und teure Schuhe anziehen, sich rasieren und parfümieren,
aber das mörderische Tier kriegen sie niemals aus sich heraus.“
(S. 55)

Gleich zu Beginn sollte erwähnt werden, dass dieser Roman nicht ohne Trigger-Warnung auskommt und dieses Buch daher nicht für jeden geeignet sein könnte.
Trigger: Die Geschichte thematisiert Mord, sexuellen Missbrauch, Selbstmord und Gewalt im Elternhaus.

Carmen lebt in einem Bootshaus und zelebriert, umgeben von Wald und Gewässer die Einsamkeit. Sie liebt das Morbide und Makabere und freut sich, wenn sie sich ängstigt oder zufällig über eine Leiche stolpert, um dieses Erlebnis sogleich beruflich zu verarbeiten. Carmen ist Krimiautorin und das mit Leidenschaft und schreiben ist ihr Leben. Eines Tages scheinen jedoch die Geschichten ihrer Bücher real zu werden. Ein Mörder findet den Weg in ihr Bootshaus und da ganz und gar nicht zufällig. Aus dieser Begegnung entspinnt sich ein faszinierendes Gespräch, welches hinter die Fassade von Carmen blicken lässt und diese ist äußerst düster.

„Sie hatte sich angewöhnt, manchmal Selbstgespräche zu führen, um die Stille zu vertreiben.
So sehr sie die Einsamkeit liebte, manchmal fürchtete sie sich vor dem Wahnsinn.“
(S. 11)

Diese Story kommt mit nur wenigen Figuren aus, diese sind jedoch mit einer Tiefe gezeichnet, die man nur selten in Büchern findet.
Eine Schriftstellerin und ein Serienkiller, beide vom Charakter her von gesellschaftlichen Normen abweichend, beide grundverschieden und doch haben sie so manches gemein. Diese beiden, und allen voran der Serienkiller, werden nicht ver- oder beurteilt, sondern regen den Leser an über das Böse im Menschen zu sinnieren. Ja, selbst das Böse ist hier nicht das Böse. Es ist was es ist – eine menschliche Eigenschaft, die in jedem von uns schlummert und sich mehr oder weniger im Laufe des Lebens entwickelt, bzw. entwickeln KANN.

© Pink Anemone

„Sie war irre!
Aber sie wollte sich nicht dagegen wehren, denn sie war, wie sie war
und es gab nichts Schöneres, als das zuzugeben.“
(S. 78)

Die Story selbst ist spannend, düster und ebenso fern des Mainstreams wie die Charaktere selbst. Es fängt, meiner Meinung nach, zwar etwas holprig an, entwickelte sich im Verlauf jedoch zu einem packenden Pageturner und endet mit einer völlig unerwarteten Wendung. Schade eigentlich, denn diese beiden Charaktere beinhalten Stoff für einen ganzen Roman. Zu gerne wäre ich mit ihnen noch im Bootshaus verweilt und hätte ihnen gelauscht. Dies ist vor allem auch dem Schreib- und Erzählstil der Autorin geschuldet. Flüssig und klar, inklusive unglaublicher Wortgewalt mit teils philosophischen Zügen in beklemmender Atmosphäre, führt die Autorin den Leser durch diese Geschichte, welche einen auch nach dem Schließen des Buches nicht mehr loslässt.

Fazit:
Das Buch, bzw. die Story hat mich regelrecht mitgerissen und lässt mich auch jetzt noch nicht los. Diese Novelle hat eine fesselnde Story, tiefsinnige Charaktere fern von 08/15, eine beklemmende Atmosphäre und philosophische Wortgewalt, welche einen zum Nachdenken anregt. Ich will mehr! Mehr von solchen Stories, mehr von dieser Autorin!!

© Pink Anemone

© Pink Anemone

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Von Janna

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Weitere Buchinformationen

 

  • Taschenbuch: 112 Seiten
  • Verlag: TWENTYSIX; Auflage: 3 (26. Februar 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 374074555X
  • ISBN-13: 978-3740745554
  • Preis: 9,99€ (Stand vom 04.03.2019)

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Autoren-Info
Bildquelle: Amazon

Magret Kindermann wurde 1988 in einem kleinen Dorf in Hessen geboren. Sie studierte Online Journalismus in Darmstadt und arbeitete erst als Redakteurin und Produktionsassistentin bei einer Technik-Lifestyle-Fernsehsendung, dann als Produzentin bei einer Nachrichtensendung in Berlin. Nun lebt sie in Eisenach, Thüringen und arbeitet als freie Autorin und Lektorin. Sie interessiert sich für Verhaltensmuster und Emotionen, für leichte Sprache für große Themen und kuriose Menschen. Ein gutes Buch muss ihrer Meinung nach eine Veränderung im Wesen des Protagosnisten zeigen, Reflexion thematisieren und am besten mit all der Absurdität dennoch auf die heutige Gesellschaft bezogen werden können. Sie schreibt gerade an einer neuen Novelle.

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7 Antworten auf „Rezension „Und Dein Leben, Dein Leben“ von Magret Kindermann ★★★★

  1. Liebe Conny,

    Deine schöne Rezension trifft auch meinen Eindruck von dem Buch ganz genau. Ich war echt überrascht und zwar absolut positiv! Es ist toll, wenn Selfpublisher die Chance nutzen, sich ohne Verlagszwänge etwas mehr trauen zu dürfen und wenn das dann noch zu solchen Perlen führt.
    Und lieben Dank auch für den „von und zu“ Adelstitel 🙂 Das gefällt mir!

    LG Gabi

    Gefällt 1 Person

    1. Ich grüße sie Hochwohlgeborene von und zu Laberladen XD (ich treibe mich eindeutig zu viel in historischen Büchern rum *lach*),
      Überrascht war ich auch…und wie. Also wenn mir Janna das Buch nicht geschenkt hätte, würde es noch immer auf meiner WL rumgammeln. Bin ich froh, dass ich dieses Schätzchen somit entdecken durfte.
      Hast Du von der Autorin schon andere Bücher gelesen? Wenn ja welche und wenn nein…vergiss die Frage wieder *g*

      Gefällt 1 Person

  2. Ich habe das Buch ja beim SP-Adventskalender gewonnen und war auch total begeistert! Unter einem philosophischen Krimi konnte ich mir erst nichts vorstellen. Und Kurzgeschichten mag ich an sich nicht, denn sie sind mir zu kurz. Die Novelle jedoch hatte mich zum Ende hin total begeistert! Stimme dir zu, dass sie auch Potential für einen ganzen Roman gehabt hätte. Ich werde deine Rezi auch gerne bei MIR verlinken! Finde, das Buch hat noch viele weitere Leser verdient!
    GlG, monerl

    Gefällt 1 Person

    1. Ich bin dann mal so frech und verlinke ich auch XD.
      Das Buch hat auf jeden Fall mehr Leser verdient und ich hoffe Magret haut auch irgendwann einen ganzen Roman raus XD. Philosopische Krimis scheinen mir auch zu liegen und somit haben wir wohl beide wieder etwas über uns gelernt 😉 Ich kenne aber leider keine weiteren Krimis dieser Art, zumindest ist mir noch keiner untergekommen. Ich werde auf jeden Fall mal meine Augen offen halten. Falls Dir ein Krimi dieser Art in die Hände fallen sollte, sag‘ bitte Bescheid 😉

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  3. *abstaub*
    Moin!
    *kaffee schurf*
    HAaaaaaaaaAAAAtschi!
    *schnief*

    ehm, ja zum eigentlichen Thema: Janna hat mir das Buch vorgschlagen und ich hab gesehn, dass du es auch gelesen hast, also musste ich mal stöbern kommen. Und tatsächlich könnte dieses Werk von der Autorin was für mich sein 😀

    *zieht kaffe schlurfend davon*

    Gefällt 1 Person

    1. *kaffeeschlürf*
      *dir auch gleich noch einen vor die Nase stelle*
      *Kippe anzünde…tief inhaliere und Rauch auspuste*
      Es ist wirklich ein toller Thriller, bei dem einem eine ganz eigene Atmosphäre umgibt, wenn man ihn liest. Mal etwas anderes, da er auch in die philosophische Richtung geht. Bin gespannt was Du dazu sagst *g*

      *in einer blauen Wolke und kaffeeschlürfend hinfort schreite* XD

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