Fantasy / Horror / Sci-Fi · Rezensionen

Rezension „Die Opferung“ von Graham Masterton ★★★★

Eine äußerst düstere und unheimliche Lovecraft-Hommage mit Horrorfeeling pur.

Brown Jenkins

Existiert das verrufene Fortyfoot-Haus wirklich, oder ist es eine Spiegelung aus Vergangenheit oder Zukunft? Und was haust dort auf dem Dachboden? Ratten? Nein, es ist Brown Jenkin – und der ist weitaus schlimmer, als es Ratten je sein könnten.
Bestsellerautor Graham Masterton zollt mit diesem großartigen Alptraum in Prosa seinem Vorbild H. P. Lovecraft Tribut…(Klappentext)

© Pink Anemone

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„Das Haus ist nicht immer im Hier und Jetzt. Das Haus war, und es wird sein. Sie hätten es nie bauen sollen, aber nachdem es gebaut worden war, konnte niemand mehr etwas daran ändern.“
(S. 65)

Könnt Ihr Euch noch an Horrorromane erinnern, die Euer Herz vor Grusel und Spannung schneller schlagen ließen? An die Romane, bei denen Ihr während des Lesens diese Art von Angst verspürtet, welche Euch zögern ließ weiterzulesen, Ihr aber einfach weiterlesen MUSSTET? Ich rede hier nicht von Splattersezenen, die einem den Ekel ins Gesicht treiben, denn das liest man zuhauf. Was ich meine ist das wahre Gefühl von Gänsehaut und Horror.
Lang, wirklich lang, ist es her, dass ich so etwas beim Lesen verspürte. Ich erinnere mich, dass ich beim Lesen von Stephen Kings „IT“ dieses Gefühl hatte, wobei ich da gerade einmal 13 Jahre alt war. Tja, King schien mich für die Horrorroman-Welt bereits in jungen Jahren verdorben zu haben. Nun schaffte es aber Graham Masterton bei mir dieses Lesegefühl zumindest teilweise zu erwecken und das von der ersten Seite an.
Dies war für mich eher überraschend, da ich von seinen letzten beiden gelesenen Büchern alles andere als begeistert war. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um Horrorromane, sondern um die Katie Maguire-Reihe und die sinnfreien und absolut nicht erotischen Erotikszenen (ich sage nur „blinzelnder Penis“). Jahaaaa, wie Ihr seht bin ich davon immer noch schwerst traumatisiert…ich armes Hascherl.

Doch um was geht es in  „Die Opferung“?

© Pink Anemone

„Ich hatte das Gefühl, dass diesem Etwas das Haus gehörte und Danny und ich nichts weiter waren als lästige Eindringlinge.“
(S. 42)

Nach der Scheidung verliert ein Vater den Boden unter den Füßen. Um sich wieder aufzurappeln und vor allem, um seinen 7-jährigen Sohn Danny ein normales Leben bieten zu können, beschließt er einen Job anzunehmen, der sie aus Brighton hinaus auf die Isle of Wight führt.
Dies ist eine kleine Insel an der Südküste Englands und im Westen dieser Insel liegt das Fortyfoot-House. Das Haus soll er für die Tarrants renovieren, damit sie es so schnell wie möglich verkaufen können.
Dieses Haus liegt in einer ruhigen Gegend – am Strand, umgeben von einem Garten und in der Nähe eines romantischen verwilderten Friedhofs mit verfallener Kapelle. Klingt traumhaft und idyllisch (also für mich zumindest 😉 ), doch dieses Haus strahlt etwas Unheimliches und Unwirkliches aus. Zudem scheint darin etwas zu leben, eine uralte Kreatur, sowie die Geister längst vergangener Zeiten.

Schon von der ersten Seite an ist der Horror spürbar, welcher die Gänsehaut meist während des ganzen Verlaufs bestehen lässt. Dies liegt nicht nur an der Story selbst, sondern vor allem am Schreibstil Mastertons. Mit unglaublicher Sprachgewalt lässt er ein wahres Kopfkino entstehen und es begleitet einem ein atmosphärischer Grusel beim Lesen.

Die Story selbst ist eine Hommage an H.P. Lovecraft, in der er die Kreatur Brown Jenkins aus der Erzählung „Träume im Hexenhaus“ auferstehen lässt. Man scheint sich, ebenso wie bei Lovecrafts Geschichten, zwischen den Zeiten und Welten zu bewegen, weiß daher nicht immer was Realität, Wahn, Mythos oder etwas gänzlich anderes ist. Somit ist dieses Buch ein wahrer Phantastik-Horror und das vom Feinsten.

„Keziah Mason and Brown Jenkin“ / Bildquelle: Pinterest

„Dann hörte ich ein hohes kicherndes Geräusch, als würde jemand in einer fremden Sprache sprechen, die er selbst nicht sehr gut beherrschte. Es war völlig unverständlich. Es konnte ein Mensch gewesen sein, der Thai oder irgendetwas anderes sprach, aber ebenso gut das Quieken eines aufgeregten Tiers, das Blut gerochen hat.“
(S. 18)

Nur von der „Erotik“ kann Masterton auch hier nicht lassen, verliert sich manchmal in Beschreibungen und Vergleichen von Brüsten (Titten scheinen es ihm hier besonders angetan zu haben) und diesbezüglich agieren und reagieren auch die Protagonisten manchmal völlig unlogisch. Zum Glück kommt das jedoch nicht allzu oft vor und es überwiegt die Spannung.

Was bei Masterton jedoch immer stimmt, ist die Recherche über Mythen, Legenden und hier eben auch zur H.P. Lovecraft Story, von dem Masterton ein begeisterter Anhänger ist. Diese Mythen und Legenden werden bei Masterton Realität und dies auf durchaus nachvollziehbare und authentische Art und Weise. Auch der Schreibstil ist gewohnt flüssig und einnehmend. Man kann nicht aufhören zu lesen und im Verlauf ergibt selbst die Vögelei einen Sinn.

Da es hier äußerst blutig zugeht, sollte man schon einen etwas stabileren Magen besitzen, vor allem bezüglich des Endes.
Der Kopfkino erzeugende Schreibstil Mastertons lässt einen nämlich die blutigen Szenen nicht nur sehen. Nein, man riecht geradezu das Blut, welches sich mit allem Möglichen vermengt und durch die Gegend spritzt. Die düstere und unheimliche Atmosphäre ist ebenso ständiger Begleiter, selbst wenn es etwas ruhiger wird, denn man weiß genau – hier lauert etwas und die Ruhe hält nie allzu lange an.

© Pink Anemone

„Schließlich wandte ich mich von dem Foto ab, doch im gleichen Moment war ich sicher, dass sich das Bild geringfügig verändert hatte. Ich sah wieder hin. Er schien an der gleichen Stelle zu stehen wie zuvor, sein Gesichtsausdruck war unverändert. Aber hatte sein Fuß nicht gerade eben noch ein Stück näher an dem Rosenbeet gestanden?“
(S. 72)

Fazit:
Eine Story, welche mir nach Langem wieder dieses Gefühl von Horror beim Lesen bescherte und mich zudem dazu veranlasste mich dem Autor wieder zuzuwenden. Für mich persönlich funktionieren wohl nur seine Horrorromane, denn auch „Irre Seelen“ blieb mir positiv in Erinnerung, während mich die am Anfang erwähnte Thriller-Reihe eher enttäuschte.
Als Lovecraft-Fan war ich natürlich von der Story begeistert. Der atmosphärische Schreibstil und was Masterton aus dieser Story gemacht hat, erledigten das Übrige.

© Pink Anemone

© Pink Anemone

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Leseprobe

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Weitere Bloggermeinungen
© Christin von Life4Books

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Weitere Buchinformationen
© Pink Anemone
  • Taschenbuch: 384 Seiten
  • Verlag: Festa Verlag; Auflage: Neuausgabe (4. August 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • Originaltitel: „Prey“
  • ISBN-10: 9783865523433
  • ISBN-13: 978-3865523433
  • Preis: 13,95€ (Stand vom 09.09.2019)
  • Auch erhältlich als: HC und E-Book

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Weitere rezensierte Werke des Autors

Katie Maguire-Reihe:

  1. „Bleiche Knochen“
  2. „Gequälte Engel“

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Autoren-Info
Bildquelle: Festa-Verlag

Graham Masterton ist einer der erfolgreichsten Autoren moderner Spannungsromane. Er schreibt Thriller, Horrorromane und erotische Ratgeber. 1975 erschien mit Der Manitou sein erster unheimlicher Roman, der sofort zum Bestseller wurde und mit Tony Curtis and Susan Strasberg in den Hauptrollen verfilmt wurde. Inzwischen sind etwa 50 Horrorromane erschienen, deren verkaufte Auflage bei über 20 Millionen liegt. Seine Website: www.grahammasterton.co.uk

»Leute zu erschrecken, hat mir schon als kleiner Junge Spaß gemacht«, erklärt er vergnügt. »Als ich 11 war, schrieb ich eine Story über einen Mann ohne Kopf, der aber immer noch singen konnte und der ständig Tiptoe through the tulips (Auf Zehenspitzen durch die Tulpen) trällerte. Vor kurzem traf ich einen Schulfreund, der sich immer noch sehr gut an diese Geschichte erinnert. Er gestand mir, dass ihm heute noch, sobald er einen Topf mit Tulpen sieht, ein Schauder über den Rücken läuft.« (Quelle: Festa-Verlag)

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Eine Antwort auf „Rezension „Die Opferung“ von Graham Masterton ★★★★

  1. Hallo Conny,
    oh da bin ich jetzt aber hin und hergerissen. Einerseits klingt deine Rezension total gut und ich würde das Buch doch direkt auf meine Wunschliste setzen, aber andererseits bin ich nicht so ein großer Lovecraft Fan und kenne um ehrlich zu sein auch seine Story zu Brown Jenkins nicht. Was du mir raten würdest ist mir fast schon klar. 😀
    Ich denke nochmal darüber nach.
    Liebe Grüße
    Diana

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