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Rezension „Klunga und die Ghule von Köln“ von Adam Hülseweh ★★★★★

Fantastisch zeitgenössische Schauerliteratur für den Sommer, mit Witz und kölscher Lokalkolorit

Da dieses Buch eines meiner Sommerhighlights war, hat es einen Platz in der LinkParty von Monerls bunter Welt verdient. Falls Ihr neugierig auf weitere August-Highlights anderer Blogger seid, dann klickt doch auf das untere Bild und stöbert Euch durch die Blogs.

© Monerl

Und nun viel Vergnügen mit den Ghulen in Köln.

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Köln – Die Stadt der Ghule und anderer Kreaturen

Es beginnt mit einem Mord. Aber kann man einen Untoten überhaupt ermorden? Zumindest geben sich die Ghule von Köln alle Mühe, einen unbeirrbaren Vampir mithilfe von Schneidbrennern in Nichts aufzulösen.
Köln ist eine der weltweit seltenen Ghul-Städte und ihre Hüter sorgen dafür, dass das auch so bleibt. Der drohende Abriss der Riphahn-Oper stellt alle nichtmenschlichen Bewohner der Stadt vor eine Zerreißprobe und zwingt Anführer Klunga dazu, die gesamte Klaviatur seiner Fähigkeiten und Beziehungen bedienen zu müssen. Was lauert dort unten in den Betonfundamenten, tief in den Eingeweiden der Stadt? …
(Klappentext)

© Pink Anemone

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„Die Hitze kommt und mit ihr der Schmerz. Schmerzen, wie er sie nie zuvor erlebt hat und wie er sie sich in den finstersten Albträumen nicht hätte vorstellen können. Es gibt keine Erlösung. Irgendwann wird es dunkel. Mit einem letzten schrecklichen Schmerzenshauch löst er sich auf und fällt in die Finsternis.“
(S. 12)

Ghule haben ihren Ursprung in der persisch-arabischen Mythologie, doch diese leichen- und menschenfressenden Fabelwesen hielten durch die „TausendundeineNacht“-Märchen weltweit Einzug. Vor allem durch die Schauerliteratur von H.P. Lovecraft wurden diese Dämonen weitgehend bekannt und heute spielen sie auch in diversen Filmen und Games eine Rolle.
Darin kommen diese Kreaturen nicht allzu gut weg. Spitze Fangzähne und allgemein schreckliches Aussehen sind ebenso ihr Markenzeichen, wie der bestialische Leichengeruch der ihnen anhaftet. Böse und gierig nach Menschenfleisch sind sie und sie warten mit dem Fressen nicht unbedingt bis ihr Opfer tot ist. So kennt man diese dämonischen Wesen.
Doch was wäre, wenn diese Mythen überhaupt nicht der Wahrheit entsprechen? Wenn sich Ghule unbemerkt unter uns befinden … z.B. in Köln? Und was wäre, wenn diese Ghule intelligente Wesen wären, ganz und gar nicht blutrünstig – zumindest nicht immer?

© Pink Anemone

Diese neuartige Form von Ghulen kreierte Adam Hülseweh und dies auf sehr amüsante, jedoch nicht weniger blutrünstige Art und Weise.
Bei ihm herrscht ein Clan von Ghulen in den Untergründen Kölns und sie sind dafür zuständig, dass nicht irgendwelche Wesen über die Stränge schlagen und wahllos mordend durch ihre Stadt ziehen. Falls so ein Wesen auftaucht, wird es natürlich auf sehr kreative Weise bestraft, gefoltert und um die Ecke gebracht.

Klunga ist das Oberhaupt dieses Clans und ist ein Ghul-Urgestein, wurde er doch im alten Persien geboren, verlore 590 v. Chr. sein Leben und gleichzeitig begann sein Leben als Ghul. Sein Schicksal führte ihn nach Köln und seither lebt er in dieser Stadt und hat ein Auge darauf.

© Pink Anemone

„Doch damit war Schluss, als er sich Dreck und Staub aus den Augen rieb und im Schutz der Nacht aus einem noch nicht zugeschütteten Grab kletterte. Das war keine einfache Angelegenheit, denn das Erdloch war tief und er beileibe nicht der einzige, den sie hineingeworfen hatten.“
(S. 33)

Die Geschichte Kölns, der Vampire und die Klungas sind stark miteinander verwoben und reicht bis in die Gegenwart. Doch für nichtmenschliche Wesen sind schwere Zeiten angebrochen. Einige wollen die Stadt verlassen, manch geschlossener Bund ist gefährdet und uralte gefährliche Kreaturen erheben sich aus den Tiefen Kölns, und damit sind nicht Troggs oder Ghule gemeint. Im Sommer 2009 scheint es mit der Ruhe vorbei zu sein. Vor allem in den Katakomben unterhalb der Riphahn-Oper regt sich etwas, etwas was auf alle Zeiten darunter vergraben war und dort bleiben sollte. Dies müssen Klunga und sein Clan verhindern, denn sonst wird die Stadt Köln niemals mehr so sein, wie sie einmal war.

Hier reist man mit Klunga durch die Zeiten und erfährt wie er zum Ghul wurde, wie er von einem Troll verkauft wird, mitunter für die Entstehung der Vampire verantwortlich und sein Hass gegenüber diesen Kreaturen äußerst verständlich ist und wieso er die Stadt Köln nicht verlassen kann.
Man lernt Ghule aus dem Clan kennen, wie z.B. Jimmy, der in einer Punkrock-Band spielt, Igor, der die Fähigkeiten hat nicht nur Blut sondern auch Lügen zu riechen, oder einen Ghul mit Alzheimer, der ständig vergisst ein Ghul zu sein und davon überzeugt ist, dass man das Jahr 1813 schreibt.

© Pink Anemone

„>>Bedauerlicherweise hat er sich mal wieder in der Hahnentorburg verschanzt. Er trägt seine Revolutionsuniform und will die Stadt gegen die Preußen verteidigen. Bitte sei so gut und hol ihn da ohne viel Aufsehens raus. Er ist ohnehin schon dabei, sich als Kölner Original zu etablieren.<<„
(S. 108)

Hier eröffnet sich einem eine fantastische zeitgenössische Schauerliteratur der besonderen und vor allem der ganz anderen Art … oder hat schon jemand von Euch eine Geschichte mit sympathischen Ghulen gelesen?
Begleitet von einem flüssigen Schreibstil und fesselnder Story, bewegt man sich durch die Stadt Köln und reist auch hin und wieder in die Vergangenheit, um der Entstehung so manchen Ghuls beizuwohnen und die Hintergründe der Gefahr, in der sich Köln nun befindet, zu erfahren. Dabei kommt der Humor und das Lokalkolorit nicht zu kurz. Witzige Dialoge, welche manchmal im Kölner Dialekt geführt werden und zusätzlich die Atmosphäre der Stadt einfangen, wird vor allem die LeserInnen aus Köln begeistern.

„>>Et hät noch imer jot jejange.<<
>>Ganz recht, Schmal, ganz recht, meine Rede.<<„
(S. 103)

Apropos Atmosphäre – diese ist dicht und beschehrt einem ein wahres Kopfkino, egal in welcher Zeit man sich gerade befindet oder durch welche Gassen und Untergründe man schleicht. Zusätzlich kann die Story auch mit der ein oder anderen überraschenden Wendung punkten.

Man liest auch nicht nur aus Klungas Perspektive, sondern auch von anderen Ghulen. Dabei wurde der Slang und die Ausdrucksweise vom Autor hervorragend angepasst. Während Klunga sich gewählt ausdrückt und durchaus als Ghul-Gentleman durchgeht, hat Jimmy, als noch eher junger Ghul, eine eher saloppere und jugendliche Art zu sprechen und zu denken. Dies verleiht der Story noch zusätzlich Authentizität.

© Pink Anemone

Hin und wieder gibt es Illustrationen von Daniel Bechthold zu entdecken, welche die Story bereichern und mich begeistern konnten, sind sie doch absolut passend für diese Story. Es gibt hier also nicht nur eine fesselnde Schauergeschichte zu lesen, sondern auch noch etwas für’s Auge.
Im Anschluß ist auch ein Personenverzeichnis enthalten, welches einem einen raschen Überblick und Infos über die Figuren gewährt.

Fazit:
Ich war und bin immer noch begeistert. Solche Schauergeschichten, fern des 08/15-Einheitsbreis, findet man nur selten. Vor allem solche, die ein Lokalkolorit, Witz und Spannung gleichermaßen enthalten.
Die Story lebt von ihren skurrilen und schauerlichen Figuren und der Atmosphäre. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich Klunga & Co sofort in mein Herz schloß und auf eine Fortsetzung hoffe. Diesbezüglich erhielt ich von der Herausgeberin Ina Elbracht eine positive Rückmeldung.

„Ja, wir basteln an einem zweiten Teil mit dem Titel „Klunga und der Dibbuk“; Thema: Jüdisches Köln im Mittelalter.
Wir wollen es bis 2021 fertig bekommen. Da ist in Köln ‚321-1700 Jahre – Jüdisches Leben in Köln‘. Das wäre ein guter Aufhänger.“

Na wenn das nicht nach einem interessanten und spannenden zweiten Teil klingt, dann weiß ich auch ned. Tja, und ich freue mich nun jetzt schon auf diese Fortsetzung, denn dieser „Örben-Fäntäsie-Verzällcher“ wurde zu einem meiner Sommer-Lese-Highlight.

© Pink Anemone

© Pink Anemone

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Leseprobe

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Reihenfolge
  1. „Klunga und die Ghule von Köln“ (2019)
  2. „Klunga und der Dibbuk“ (2021)

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Weitere Buchinformationen

Rezensionsexemplar mit aller herzlichstem Danke an Ina Albrecht!

© Pink Anemone
  • Taschenbuch: 348 Seiten
  • Verlag: epubli; Auflage: 1 (6. Juni 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3748550499
  • ISBN-13: 978-3748550495
  • Preis: 10,79€ (Stand vom 31.08.2019)

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Klunga-Webseite

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Ina Elbracht

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Autoren-Info

Adam Hülseweh – Autor

© klunga.blogspot.com

Adam Hülseweh geht den Dingen gern auf den Grund. Als er nämlich während einer Führung am tiefsten Punkt der Kölner Riphahn-Oper erfuhr, dass zu seinen Füßen zwei LKW-Ladungen Beton die 1955 bei den Ausschachtungsarbeiten gefundenen Römischen Ruinen unter sich begraben und in die Fundamente eingeschlossen hatten, fragte er sich, ob dahinter nicht doch mehr steckte, als bloß ein vereitelter Baustopp. Was lauerte dort noch in der Tiefe? Das Interesse des preisgekrönten Enthüllungsreporters, Stararchäologen, Privatdetektivs, Theremin-Virtuosen und international renommierten Parapsychologen war jäh entzündet. Der Rest ist Geschichte. Und zwar „Klunga, der Ghul von Köln“, ein Urban-Fantasy-Roman, dem wir zurzeit noch den letzten Schliff verpassen.
Aber Moment mal: Dieser Adam Hülseweh ist ja der reinste Tausendsassa: Furchtloser Schöngeist, bildhübscher Teufelskerl, militantes Multitalent, schattenhaftes Phantom. Ein Mannsbild zu gut, um wahr zu sein? Stimmt!
Facebook-Seite des Autors HIER

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Daniel Bechthold– Illustrator

© klunga.blogspot.com

Daniel Bechthold lebt und arbeitet im hessischen Langenselbold mit Blick auf Weinberg und Felder. Ruhe, Sorgfalt und Hingabe an die handwerklichen Aspekte des Malens und Zeichnens kennzeichnen sein Schaffen. Doch Achtung: Das Idyll ist trügerisch. In Bechtholds Atelier entstehen kraftvolle, eigensinnige Werke, die mitunter heftig kratzen und beißen können.
Im Sommer 2018 reiste der Künstler, bereits sanft vom Klunga-Virus erfasst, aus der hessischen Provinz nach Köln, um die Originalschauplätze der Geschichte in Augenschein zu nehmen. Ob es am hartnäckigen Charme der Domstadt, seinen jecken Bewohnern oder bereits nicht mehr abzuwenden die Gesichter und Fratzen von Ghulen, Vampiren, Troglodyten und Menschen vor seinem inneren Auge auferstanden und aufs Papier drängten – wer weiß? Meister Bechthold schlug ein und rückte fortan im heimischen Atelier dem Roman mit wunderschönen, kraftvollen und einzigartigen Illustrationen zu Leibe.
Website: http://bechtholdart.weebly.com/
Facebook & Instagram

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Die aus dem Unter ..öhm.. Hintergrund operierenden

© klunga.blogspot.com

Als persönliche Assistenten kümmern wir uns um alle Belange, auf die Herr Hülseweh schlicht und ergreifend keinen Bock hat. („Ich kann mich doch echt nicht um jeden Dreck kümmern, also ehrlich, Leute!“) Wir tragen Köfferchen und Ausrüstung, bügeln Hemden, holen Anzüge aus der Reinigung, frisieren, pomadieren, zupfen Augenbrauen, klopfen Kopfkissen in Form und helfen gelegentlich auf Weisung des Autors beim Roman-Schreiben. Wenn dem geneigten Klunga-Leser also eine Passage nicht gefällt oder er einen Fehler findet, stammt das Entsprechende gewiss von uns.

Alexander Schmalz
Historiker und Religionswissenschaftler

Ina Elbracht
Autorin

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4 Antworten auf „Rezension „Klunga und die Ghule von Köln“ von Adam Hülseweh ★★★★★

  1. Hallo Conny,
    wäre das Buch nicht schon auf meiner WuLi, dann wäre es jetzt bestimmt drauf gewandert. Deine Rezi ist toll und macht mir Lust das Buch sofort zu kaufen. Danke! 😀
    Liebe Grüße aus dem schönen Köln!
    Diana

    Gefällt 1 Person

    1. Das ist bestimmt ein Buch ganz nach Deinem Geschmack. Vor allem, da Du ja auch gerne mal fern von 08/15 liest und es bei Dir durchaus mal etwas schräg und abgefahren zugehen darf. Ich kann es Dir also absolut empfehlen 😉

      Liebe Grüße aus dem verregneten Wien
      Conny

      Gefällt 1 Person

  2. Hallo Conny,
    WOW, was für eine Rezi, was für ein Buch! Diese Linkpartys lohnen sich total! Ich stolpere hier über Bücher, von denen ich wahrscheinlich nie was mitbekommen hätte! Der Plot klingt total cool und ich habe das Buch gleich mal auf meine Merkliste gesetzt, damit es mir nicht untergeht. Das tolle ist, dass ich ja nur in die Linkparty schauen muss und gleich weiß, welches es war, falls auch die Merkliste verloren geht. hihi
    Bin schon auf dein September-Buch gespann! 🙂
    GlG, monerl

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Monerl,
      also erstmal bedanke ich mich, dass ich bei Deiner LinkParty mitmachen darf. Wie Du weißt, ist diese ja irgendwie an mir vorbeigegangen, aber wir haben uns ja gefunden *g*.
      Ich finde es toll wie Du es aufgezogen hast. Man sieht die Blogbeiträge, bzw. die Covers und da ich ein sehr visueller Typ bin, ist das für mich perfekt *g*.
      Werde demnächst sicher noch mehr bei Dir rumstöbern, denn manchmal verstecken sich wahre Buchschmankerln zwischen und in den Beiträgen.

      Auf mein September-Buch bin ich selbst schon gespannt XD

      Liebe Grüße aus Wien
      Conny

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