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„Die Blutgräfin“ – Ein kleines Porträt einer Serienkillerin

Es war einmal ein adeliges Mädchen, dessen fröhliches Gemüt und schönes Antlitz weithin bekannt war. Es wurde Elizabeth gerufen und lebte einst auf einer herrlichen Burg, umgeben von üppigen Wäldern und einem malerischen Dorf an dessen Fußes. Bereits in jungen Mädchenjahren fand sie ihre große Liebe in einem Ritter in glänzender Rüstung und die Vermählung fand 4 Jahre später statt. Er wurde von ihr liebevoll „mein Schwarzer Ritter“ genannt und sie lebten glücklich und zufrieden auf einer ebenso herrlichen Burg, wie diese in der sie ihre Kindheit verbrachte….

So, oder so ähnlich, könnte die Geschichte von Elizabeth Báthory klingen, wenn sie nicht als eine der brutalsten Serienmörderinnen in die Geschichte eingegangen wäre. Sie hatte viele Namen, wie z.B. Hyäne von Csejte, Tigerin in Menschengestalt oder Heroine des Grauens, doch sie ist bis heute vor allem als „Die Blutgräfin“ bekannt.
Von dieser Blutgräfin, deren grausame Taten bis heute erzählt werden, möchte ich Euch nun berichten.

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Wie alles begann

Elizabeht Báthory im Alter von ca. 25 Jahren / Bildquelle: Wikipedia

Im Januar 1604 starb Ference Nádasty, der Gemahl Elizabeths und ihre große Liebe, unter mysteriösen Umständen. Krankheit sagen die einen, Vergiftung sagen die anderen. Durch dessen Tod verfiel die Gräfin angeblich dem Wahnsinn und begann mit dem Morden. So wird es zumindest häufig erzählt, doch tatsächlich begann ihre Lust zu foltern und zu morden schon viel früher. Gemeinsam mit ihrem „Schwarzen Ritter“ folterte und tötete sie Bedienstete und das zum Vergnügen. Die beiden waren also ein wahres Killerpärchen und teilten diese blutrünstige und grausame Vorliebe. Tja, gemeinsame Hobbies verbinden.

Nach dem Tod ihres Gemahls tickte Elizabeth jedoch völlig aus, vor allem nachdem sie dachte das Mittel für ewige Jugend gefunden zu haben. Dies geschah, als sie einer Dienerin ins Gesicht schlug nachdem diese ihr beim Frisieren an den Haaren riß. Sie schlug so fest zu, dass das Blut spritzte, mitunter auch auf Elizabeths Hand. Als sie sich vom Blut säuberte war die Haut darunter plötzlich weißer, schöner und jünger … und somit begann die wahren Grausamkeiten auf der Burg Čachtice.

Franz Nádasdy – Der Schwarze Ritter / Bildquelle: Wikipedia

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Die Opfer und die Taten

Kannibalismus, Folter und Mord waren ab nun auf der Burg an der Tagesordnung. IHre Opfer waren Bedienstete und junge Bauernmädchen aus der Umgebung. Natürlich fiel das Verschwinden mit der Zeit auf und es wurden Gerüchte laut. Doch dies interessierte weder die anderen Adeligen noch den König, handelte es sich bei Elizabeth um eine Adelige mit viel Einfluß und bei den verschwundenen Mädchen um gemeines Fußvolk. Zudem war Züchtigung und Folter der Dienerschaft damals durchaus legitim. Wie gesagt – nur einfaches Fußvolk.

Burg Čachtice – damals / Bildquelle: burgtaverne-lockenhaus.at

Als in der Umgebung jedoch die jungen Bauernmädchen knapp wurden (dadurch kann man sich in etwa vorstellen in welchem Ausmaß die Gräfin gewütet haben muss), schwenkte Elizabeth zu Adelsmädchen um. Diesen versprach sie eine Ausbildung zum Edelfräulein und lockte sie so in ihre Burg.

Die Opfer wurden nicht nur geschlagen und ausgepeitscht, denn Elizabeth war bezüglich Foltermethoden nämlich äußerst „kreativ“. Sie wurden mit heißem Eisen verbrannt, mit Messern und heißen Nadeln malträtiert und penetriert, ihnen wurde der Mund zusammengenäht, Teile ihres Fleisches herausgeschnitten und ihnen – manchmal roh, manchmal geröstet – zum Verzehr in den Mund gestopft bevor man sie wie Schlachtvieh ausbluten ließ. Die Gräfin trank währenddessen und danach deren Blut und badete auch mit Genuß darin. Alles für die Schönheit und Jugend natürlich.

Dabei agierte Elizabeth keinesfalls alleine, denn so mancher Bedienstete, so manche Magd, war mit Freuden bei diesen Folterungen und Morden dabei. Wie der Herr, so des G’scherr, wie man bei uns in Österreich sagen würde.

Burg Čachtice heute / Bildquelle: Wikipedia

Über 600 (!!) Mädchen und Frauen im Alter zwischen 11 und 37 Jahren hat die Blutgräfin auf ihrem Gewissen und diese mussten all diese Grausamkeiten über sich ergehen lassen, bevor sie vom Tode davon erlöst wurden und selbst dieser war niemals friedlich.

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Das Ende und das Strafverfahren

Wie schon erwähnt war es jedem egal solange sich die Gräfin an Bauernmädchen austobte, doch als sie sich an den Adelstöchtern vergriff und diese nie mehr gesehen wurden nachdem sie die Pforten der Burg durchschritten, war Schluß mit lustig.

Kaiser Matthias / Bildquelle: Wikipedia

König Matthias II. (dem Habsburger Geschlecht zugehörig) waren die Gerüchte sehr wohl zu Ohren gekommen, nun traten jedoch die Adeligen an ihn heran endlich etwas dagegen zu unternehmen. Immerhin ging es nun um ihre Töchter.
Dieser schickte Ende Dezember 1610 seinen Paladin Graf Georg Thurzo und seine Männer z ur Burg der Gräfin. Den Männern bot sich dabei ein fürchterlicher Anblick, welcher selbst diesen Rittern unvergesslich bleiben würde. 50 (!!) aufs grausamste verstümmelte Leichen junger Mädchen und Frauen wurden bei dieser Untersuchung entdeckt, Blut wohin sie blickten und Folterinstrumente bei denen selbst den Rittern übel wurde.
Noch in der selben Nacht wurden die Bediensteten, manchen klebte noch das Blut der Opfer an Kleidung und Haut, und die Gräfin selbst in Gewahrsam genommen.

Alle Beteiligten wurden nach dem Verhör zum Tode verurteilt. Alle, bis auf die Blutgräfin. Diese wurde in ihren blutigen Gemächern eingemauert, einzig zwei kleine Öffnungen für Luftzufuhr und Essen wurden belassen. Am 21. August 1614 fand einer der Wachen die Gräfin tot auf dem Boden liegend – sie starb im Alter von 54 Jahren.

Graf und Paladin Georg Thurzo / Bildquelle: Wikipedia

(Informationsquellen: Buch „Historische Serienmörder“ aus dem Kirchschlager-Verlag, Zeitschrift „Real Crime“ – Sonderheft Juli 2018)

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Der Blick hinter die Fassade

Bei solchen Gräueltaten stellt sich immer die Frage nach dem Wieso. Wie wird man zu einer Person, die sich an Folterung und dem daraus entstehenden Leid der Opfer weidet? Was bringt jemanden dazu sich immer grauenhaftere Foltermethoden auszudenken und diese dann mit Freuden durchzuführen, menschliches Fleisch zu essen, bzw. dieses an die Opfer selbst zu verfüttern, deren Blut zu trinken und darin zu baden?
Wird man böse geboren, wird man dazu gemacht oder ist die Gesellschaft daran schuld?
Nun, bei der Gräfin Elizabeth Báthory trifft wohl alles in gewisser Weise zu.

Die Gene

Aufgrund Inzucht innerhalb des eigenen Adelsgeschlechts (was dazumal durchaus üblich war, um das Blut „rein“ zu halten) war die gesamte Adelsfamilie rund um Elizabeth schon leicht auffällig. So manchem Familienmitglied wurde Trunkenheit, sexuelle Ausschweifungen, Mordlust und Sadismus nachgesagt. Elizabeth selbst war schon als Kind verhaltensauffällig. Es hieß sie hatte bereits als Kind einen schlechten Charakter und zudem litt sie seit ihrer Geburt an Epilepsie. Bei ihr ist es also durchaus möglich, dass die Gene dazu beigetragen haben, dass sie sich zu einer sadistischen Foltermeisterin entwickelte.

Dazu gemacht durch traumatische Erlebnisse

Traumatisierende Erlebnisse können, lt. Studien, ebenfalls dazu führen, dass bei jemandem ein Schalter umgelegt wird, bzw. die Sicherung durchbrennt. Auch dies könnte bei Elizabeth zutreffen.
Angeblich erlitt sie in ihrer Kindheit ein äußerst einschneidendes Trauma, als sie bei der Vergewaltigung und anschließenden Ermordung ihrer Schwester durch rebellierende Bauern zusehen musste und nur knapp dem gleichen Schicksal entging. Auch der Tod ihres „Schwarzen Ritters“ könnte durchaus dazu beigetragen haben, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.

Faktor Gesellschaft

Was ist mit dem Einfluss der Gesellschaft? Aufgrund ihres hoch angesehenen Adelsgeschlechts und den daraus resultierendem Einfluß ließ man die Gräfin, trotz Gerüchte, lange gewähren. Bedienstete und Bauern gehörten damals zum Pöbel und somit konnte man mit ihnen machen was man wollte, waren sie doch Leibeigene.Folterungen waren hierbei nicht nur im Hause Báthory an der Tagesordnung. Also ließ man die Gräfin schalten und walten, foltern und morden.
Wenn König Matthias II. nicht eine Rechnung mit der Gräfin offen gehabt hätte (er schuldete bereits ihrem Gatten einen großen Haufen Geld) und wenn er nicht die Unterstützung der Adeligen benötigt hätte, um an die Spitze der Macht zu gelangen (er wurde später Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation), wäre der Blutgräfin wohl noch lange kein Riegel vorgeschoben worden und sie hätte noch jahrelang munter vor sich hin gefoltert und gemordet.

Somit wirkten drei begünstigende Einflüsse auf die Gräfin ein, um sie zu dem zu machen was sie war – eine Serienkillerin.
Entschuldigen diese Faktoren diese Gräueltaten? NEIN! Kann man dadurch ein gewisses Verständnis aufbringen? Also ich nicht. Kann man daraus etwas lernen? Ja, vor allem in Bezug auf Pathopsychologie und des Profilings.

Und somit endet das blutige Märchen der Blutgräfin und mein kleines Porträt einer Serienkillerin.

Ende

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3 Antworten auf „„Die Blutgräfin“ – Ein kleines Porträt einer Serienkillerin

  1. Hallo,
    ich kannte die Geschichte der Blutgräfin schon, aber es war nochmal sehr interessant deinen kurzen Bericht hier zu lesen.
    Hach, ich komme immer wieder gerne bei dir vorbei. 😉
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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